Höchste Zeit, einmal wieder politisch zu werden. Keine Frage, um was es geht: Wikileaks (für DAUs: Nein, das ist nicht dasselbe wie Wikipedia, auch wenn beide das Wort „Wiki“ im Namen haben und eine Nachrichtensprecherin des öffentlich-rechtlichen Fernsehens dieser Tage versprach, in der nächsten Sendung mehr zum Thema „Wiki“ zu bringen und dabei Wikileaks meinte).
Aktueller Stand scheint der zu sein, dass zwei schwedische Damen freiwillig Sex mit dem von ihnen begehrten Netz-Promi Assange hatten und dieser – da einmal ein Kondom platzte und beim anderen Mal morgens keines zum Einsatz kam – der Vergewaltigung bezichtigt wird. Er wurde gar per Interpol gesucht und hat sich freiwillig der Farce gestellt. Drumherum eine Menge Ungereimtheiten. Viel krasser allerdings ist die Macht, welche die USA weiterhin über das Netz – vulgo Internet – zu haben scheinen.
Da klemmt der Registrar die Domain und Amazon kurzerhand die Cloud ab, PayPal das Konto und anschließend auch Konten von Spendenwilligen bzw. Spenden (brav gefolgt von MasterCard und VISA, während ein deutsches Spendenkonto bei der Commerzbank noch zu funktionieren scheint). Eine Menschenjagd, die mir in den Zeiten des Netzes in dieser Brutalität noch nie begegnet ist.
Es zeigt deutlich: Das Netz ist weiterhin in Händen der USA. Und es wird Zeit, dass es Alternativen gibt zu allen genannten Diensten. Noch immer liegt die zentrale Verwaltung der Top-Level-Domains in den Händen der ICANN mit Sitz in USA. In Sachen Online-Shopping ist Amazon führend. Bezahlen per Internet? Man kommt kaum an PayPal vorbei.
Im Grunde müsste man für den Rest des Weihnachtsgeschäfts Amazon boykottieren. Nur am Geldbeutel wird es wirklich weh tun, und der Einzelhandel vor Ort freut sich. Für PayPal könnte es eine Alternative aus den arabischen oder asiatischen Ländern geben. Oder gleich die Schweiz 😉
Twitter und Facebook? Bei ersterem geht das Gerücht, dass „Trending Topics“ zensiert würden, noch fehlt es aber an Belegen. Vor allem Google verhält sich bislang verdächtig still. Sie werden sich doch nicht etwa in den kommenden Tagen als Gute präsentieren oder hinter den Kulissen Gutes tun im Sinne der Hacker-Ethik? Gegen die Achse des Bösen aus PayPal, Amazon, VISA & Co? Ich lass mich überraschen… Und hoffe solange auf gute Ideen – auf dass aus dieser ganzen dummen Geschichte letztendlich noch Gutes wird. PayPal, Amazon & Co: „Ein Teil von jener Kraft, Die stets das Böse will und stets das Gute schafft„?
P.S.: Erst nach der Veröffentlichung gesehen: Liebe Google, warum blendest du ausgerechnet in diesem Artikel kein AdSense ein? Dürfte auch gern ein non-kommerzieller Spendenaufruf für Wikileaks sein…