Artikelformat

Anke Behrend: Fake Off!

Roman ist ein Arschloch. Ein Blender. Eine Null. Mit einem kaum vorhandenen Selbstbewusstsein, aber einem ins Unendliche gehender Illusion von Allmacht. Ein saftloser Tyrann, mit dem sich doch sicher keine attraktive, intelligente Frau einlassen könnte. Oder?

Alex tut es. Findet auf ihrer Partnerjagd via Internet ein faules Ei nach dem anderen. Und hält dann Roman für Mr. Right. „Mach die Augen auf, Mädchen!“, möchte mann rufen, aber halt, es ist doch nur ein Roman. Oder hat Anke Behrend doch autobiografisches integriert? Egal, schließlich wird so manche Frau in Chatrooms oder Partnerbörsen ähnliches erlebt haben.

Und dann… kann mann sich zuweilen auch eine gewisse Portion Schadenfreude nicht verkneifen angesichts der bissigen Kommentare der Protagonistin und ihrer anspruchsvollen Art durchs Leben zu gehen, angesichts derer ich schreien möchte: „Die hat auch keinen richtigen Mann verdient.“ Wo mich Alex an jenen Typ Frau erinnert, die online so sehr nach festgefahrenen Mustern suchen, dass sie das wirkliche Glück übersehen – weil ihm ein paar Zentimeter zur Wunschgröße fehlen, er bereits Kinder hat oder keinen repräsentierbaren Wagen (ja, Anke, auch ich habe meine Erfahrungen in diesem Bereich gesammelt und niedergeschrieben, aber bislang keine Veröffentlichung angepeilt). Tja, ätsch, dann hast du eben den Typ Roman verdient, der sich mit hohlen Sprüchen in dein Herz manipuliert!

Doch die Schadenfreude verfliegt, wenn der männliche Leser auf die Idee kommt, ob er nicht doch ab und an auch ein wenig Roman ist.

Ständig am Mäkeln, weil etwas nicht perfekt der eigenen Erwartungshaltun entspricht und darüber die Dankbarkeit ob all der Geschenke vergessend. Von anderen Dinge verlangend, die man selbst nicht gibt, und vieles mehr, wo der Männerwelt anhand einiger der traurigsten Vertreter ihrer Gattung ein gnadenloser Spiegel vorgehalten. Nicht, dass ein Typ wie Alex sicherlich nicht auch noch beim besten Vertreter genügend zu kritisieren fände.

Bis zum Rauswurf Romans ist das Werk jedenfalls spannend zu lesen. Die anschließende Stalking-Geschichte bis zum endgültigen /dev/null fällt danach etwas ab. Aber vielleicht ist es auch nur meine enttäuschte Erwartungshaltung über das fehlende Happy End im Sinne des transformatorischen Abschlusses einer Heldinnenreise. Und hinsichtlich eines klassischen glücklichen Endes muss ich mir nun vielleicht doch den geballten Zickenterror von Sex and the City im Kino geben. Oder besser auf eine mögliche Fortsetzung von „Fake Off!“ im Sinne von „heart-on!“ warten.

Anke Behrend: Fake Off!
Anke Behrend: Fake Off!

Broschiert: 186 Seiten
Röschen Verlag
1. Auflage: Mai 2007
Preis: 9,40 Euro
Direkt bei Amazon bestellen.

5 Kommentare

  1. Hallo Tor,

    ich muss mich mit einem kleinen Einspruch zu Wort melden. Du schreibst: «… weil ihm ein paar Zentimeter zur Wunschgröße fehlen, er bereits Kinder hat oder keinen repräsentierbaren Wagen». Klar, diese Sorte Frauen und ihre männl. Pendants kenn ich und mag sie nicht. Deshalb habe ich meiner Protagonistin Alex andere Prioritäten mitgegeben. Sie ist weiß Gott keine Schuh sammelnde Sex-and-the-City Tusse, deren Plattheit durch Stylingschaum und Implantate aufgepimpt ist. Alex ist schon sehr – zu sehr! – an den inneren Werten der Kandidaten interessiert und bereit, dafür diverse Kompromisse einzugehen. Den späteren Kotzbrocken Roman hat sie z.B. vor dem Treffen gar nicht gesehen. Sie weiß nicht, ist der nun groß, klein, attraktiv? Es ist ihr egal. Sie setzt voraus, daß ein Typ, der kultiviert scheint, auch kultiviert ist. Es ist ihr sogar egal, daß er keinen Job hat, keine Wohnung und nicht mal das Geld für ein Bahnticket. Alex hat, auch wenn das unbeschrieben bleibt, längst gelernt (oder schon immer gewusst), daß ein Auto oder ein paar Zentimeter Körperhöhe keine Rolle für sie spielen.

    (ja, Anke, auch ich habe meine Erfahrungen in diesem Bereich gesammelt und niedergeschrieben, aber bislang keine Veröffentlichung angepeilt)

    Und natürlich ist »Fake Off!« eine Geschichte, ausgedacht, bügelfrei und formstabil dank Synthetik-Beimischung. Ähnlichkeiten mit lebenden oder nicht lebenden Personen sind nicht auszuschließen, aber gänzlich unbeabsichtigt *ggg*

    Gruß
    Anke

  2. Tja, wie schon geschrieben, ist mir dieser Aspekt nicht so klar geworden, wie du ihn nun heraus arbeitest. Da standen möglicherweise meine jahrelangen meist gruseligen Erfahrungen mit Frauen via Online- und Printpartnersuche iner objektiven Beurteilung entgegen 🙂

  3. Und immerhin ist dieses Feedback bei Google mit der Suche „Anke Behrend: Fake Off!“ immerhin grade auf Platz 7 🙂 Würde mich natürlich freuen, wenn du auf deiner Website darauf hinweisen könntest.

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.