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Der etwas andere Achilles-Vers

Der Himmel hing zu. Der Wetterbereicht kündigte Regen an. Jetzt oder nie, ich musste raus.

„Ach Schatz, da hast du aber ein Sexy-Laufshort an“, gurrte Mona.

Oh Gott, hoffentlich wollte sie jetzt nicht den Kassenbon sehen.

„Mmmh, da kommen deine strammen Läuferwaden richtig gut zur Geltung. Und erst der Quadrozeps…“

Das klang jetzt nicht nach einer Kassenprüfung. Stattdessen kniete sie sich hin und prüfte, ob Schein und Sein übereinstimmten.

„Äh, Mona, ich wollte grade laufen gehen. Sieht nach Regen aus…“

Ihre Hände wanderten nach oben. Hey, so weit reichte mein Quadrozeps nun auch nicht. Oh Gott, langsam verstand ich, was sie wollte. Durchs offene Fenster drang der Gesang der Vögel. Frühlingsgefühle…

„Komm doch, Schatz. Wozu machst du denn Ausdauersport? Und das letzte Mal ist doch schon so lange her…“

Aber, wie würde sich das auf meine Leistungsfähigkeit auswirken? Vor meinem inneren Auge sah ich den erhobenen Zeigefinger von Klemmbrett. Stattdessen erhob sie etwas ganz anderes. Mein Weib nutzte ihre profunde Kenntniss meiner Schwachstellen schamlos aus. Ich seufzte und fügte mich in mein Schicksal. Vielleicht war sie danach so gut gelaunt, dass ich mir das sündhaft teure, figurbetonende Laufshirt mit integriertem, weltraumgeprüften Brustwarzenschutz leisten durfte.

Dann irgendwann lag Mona da, mit glänzenden Augen und verzücktem Lächeln. Ich sprang wieder in meine Laufklamotten.

„Viel Spaß beim Laufen, Achim“, flötete sie mir mit endorphingeschwängertem Timbre hinterher.

Und wie ich lief. Ich rannte. Ich flog. Wetzte durch Wald und Feld, erklomm jeden Berg mit einem nie gekannten Schnitt. Jeder Walker und jeder Jogger schluckte nur noch den Staub meiner Schuhe. Speedy Achillez, die schnellste Ferse von Deutschland. Ich unterbot meine klassische Trainingszeit um zehn Minuten. Sitze jetzt hier vor meinem Computer und stelle mir eine klassische Carrie-Bradshaw-Frage: „Kann Sex direkt vor dem Sport unter Umständen die Leistungsfähigkeit verbessern? Und wenn ja, warum?“

In diesem Zustand wird der Berlin-Marathon mir gehören. Keine Doping-Kontrolle der Welt kann mich schocken. Und ich frage mich nun: wenn all diese Läufer und Läuferinnen mal eben von der Strecke ins Gebüsch hüpfen, entleeren sie dann nur ihre Blasen? Und wenn sich die Tatsache des Sex-Dopings herumspricht, wie wird sich das auf den Startbereich der Veranstaltungen auswirken? Sollte ich Aktien von Dixie-Klo kaufen? Zum Läufer-Luden werden?
Auf jeden Fall schreibe ich ein neues Buch, die kommende Bibel der Ausdauerfreaks: „Mehr Spaß beim Sport“ wird sie heissen. Biete künftig Seminare in tantrischem Laufen an. Leute, meine Zukunft ist gesichert.

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