Mit das beste, das ich in 2010 im Bereich Phantastischer Literatur genießen durfte, ist die Serie von Christoph Marzi über „Die uralte Metropole“. Bislang liegen mir nur die beiden ersten Bände vor: „Lycidas“ und „Lilith„. Soweit ich gesehen habe, gibt es aber bereits zwei weitere: „Lumen“ und „Somina„. Also bald bestellen (die Links gehen alle zu Amazon).
Großartig schon der Schreibstil des Autors: Athmosphärisch-dichte Beschreibungen wechseln sich ab mit kurzen, jagenden Einschüben. Vielleicht nichts für jeden. Für mich ein Genuß! Zudem brennen sich gewisse Floskeln, Ticks der Protagonisten ein, werden zum vertrauten Lese-Alltag. Dazu immer wieder verschachtelte Rückblenden und Zeitwechsel – anspruchsvoll zu lesen, aber aufgrund der Rückblenden, die teils Jahrhunderte in die Vergangenheit gehen, wäre eine durchgehende Zeitachse auch nicht sinnvoll realisierbar. Zudem sorgte bei mir diese stückweite Enthüllung der Zusammenhänge für mehr Spannung.
Dann der Plot: Eine völlig eigene Kreation, die gleichzeitig auf den Schultern vieler Riesen der Fantasy steht. Die uralte Metropole, eine Stadt unter der Stadt, wo vieles lebt, was überirdisch keinen Platz mehr hat, und gleichzeitig mit der Oberwelt interagiert oder sie gar leitet. Götter, Engel, Elfen, Werwölfe, Vampire, Ghule, Golems, eine Kombination so verschiedener Gestalten und Völker der phantastischen Welt wie noch nie von mir erlebt – und dabei glaubwürdig! Ähnlich wie George R.R. Martin in meinem Lieblings-Fantasy-Epos „Das Lied von Eis und Feuer“ gelingt es dem Autor dabei, so manches Böse nicht einfach nur Böse wirken zu lassen. „Sympathy for the devil“ ist seit „Lycidas“ für mich nicht mehr nur ein Stück der Rolling Stones…
Die handelnden Personen werden sehr fassbar. Nicht das blutleere Zeug der Twilight-Reihe und ihrer Clone, sondern knorzige, lebendige Gestalten. Darunter zwei Mädchen, die mit ihrer Pubertät und allem, was danach kommt, real wirken, die scheinbar Fehler machen, ohne dass sich mir als Leser vor solcher Dummheit die Haare sträuben. Nicht nur ich alter Sack, sondern auch meine 14jährige Tochter – bekennender Twilight-Fan – war begeistert.
Was mir den Autor Christoph Marzi privat noch besonders sympathisch macht: Er lebt im Saarland 🙂 Während ich von meiner alten Heimat ins Rhein-Main-Gebiet migriert bin, ist er aus der Vulkaneifel via Mainz in Saarbrücken gelandet. In diesem Sinne: Weiterhin viel Erfolg und allen Lesern viel Vergnügen!
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Und hier weitere Blogger, die diese Bücher rezensiert haben:
- http://www.deesaster.org/blog/index.php?/archives/78
- http://www.buecherwurm0815.de/?p=2328
- http://www.drwatson32.de/autoren-a-z/autoren-k-o/christoph-marzi-lycidas-trilogie.html
- http://die-empfehlungen.ext.zweikiesel.de/2007/07/01/unterirdisch-gut/index.html
- http://www.papiergefluester.com/2010/11/12/jetzt-wird-es-grimmig/ (zum neusten Werk Grimm)