Endlich hat man es schwarz auf weiss: Eine beim Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur in Auftrag gegebene Studie bestätigte den Verdacht, dass rund ein Drittel der bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) gemeldeten Stellenangebote in Wirklichkeit gar nicht existieren (siehe Spiegel-Online). Nicht dass man für diese Feststellung eine Untersuchung gebraucht hätte, da jeder halbwegs fähige Arbeitsvermittler dies seit Jahren weiss. Aber es klingt so „wissenschaftlich“, schwarze Zahlen einer seriösen Institution als Beweis zu haben.
Die Hauptschuldigen dieser Situation macht die BA erwartungsgemäß ausserhalb ihrer Mauern aus: die zahlreichen Zeitarbeitsfirmen, die mehr Stellen melden, als zu besetzen sind. Oder Firmen, welche die Besetzung einer Stelle nicht melden. Dies ist sicher nicht von der Hand zu weisen. Aber, liebes Amt, anstatt Millionen für eine unnütze Website zu verbraten, wäre ein nettes System zum Managen offener Stellen wesentlich besser gewesen. Da die meisten offenen Stellen innerhalb von drei Monaten besetzt werden, könnte man sie einfach nach Fristablauf löschen. Das betreffende Unternehmen erhält eine eMail (was das ist, liebe Schneckenpost-Agentur, erklärt dir gern jeder 12jährige Realschüler) und kann den Eintrag durch einen Klick um weitere drei Monate verlängern. Oder während der Laufzeit auf Klick deaktivieren.
Aber vielleicht besteht ja seitens der Agentur (und der dahinterstehenden Politik) gar nicht das Bedürfnis, nur real existierende Stellen in einer nicht existierenden „sozialen“ Marktwirtschaft anzuzeigen? Schließlich lassen sich mit Phantasiezahlen unglaublich tolle Maßnahmen begründen. Nicht nur meine Wenigkeit hat es erlebt, dass als besetzt gemeldete Stellen noch Wochen später bei der Agentur als offen geführt wurden…
Aber die AA bezeichnet das Problem – was ihren Anteil angeht – als rein vorübergehend. Man wäre halt zu sehr mit Hartz IV beschäftigt gewesen. In einem Jahr soll die Statistik wieder stimmen. Ein Jahr? Moment, habe ich das richtig gelesen? Warum erinnert mich das so an sozialistische Fünf-Jahres-Pläne, die dann doch nie erfüllt wurden? Zumal die Agentur schon seit längerem in trautem Narzissmus mehr mit sich selbst als ihrem Hilfsauftrag beschäftigt und keine Besserung in Sicht ist? Und wie passt das zu der Erfahrung, dass dieses Missverhältnis schon immer existiert hat?
Wobei die Agentur bei internen Tests unter privaten Vermittlern in Frankfurt/Main in den Jahren 2002-2004 gar nicht mal den letzten Platz belegt hatte: die Lehrstellenbörse der IHK zeigte bei telefonischer Nachprüfung sowohl im Vorfeld von Last-Minute-Börsen als auch über das Jahr verteilt eine wesentlich höhere Zahl an Nieten – während die Lehrstellenbörse der AOK relativ aktuell war.
Gewöhnen wir uns einfach an den Gedanken: die Suche nach offenen Stellen ist ein Glücksspiel. Bei der Agentur liegt die Trefferquote im Schnitt bei 6 aus 18. Also besser als beim klassischen Lotto – das ist doch was!