Gerade ziehe ich für ein neues Projekt alte Referate aus Studienzeiten in den PC, aus Zeiten, als ich noch auf meiner IBM Kugelkopfmaschine die Finger tanzen ließ. Dabei stieß ich auf ein Konzept zum Thema Neuroinformatik, das im Mai 1991 niedergeschrieben wurde. Es passte nicht in das erstgenannte Projekt, da ich dieses „Thesenpapier“ nicht im Rahmen eines offiziellen Referates meines sozialwissenschaftlichen Studiums vorlegte, sondern einer damaligen sehr von mir geschätzten Professorin nach dem Seminar zusteckte.
Damals glaubte ich, auf etwas völlig neues gestoßen zu sein. Mein grade abgebrochenes Informatik-Studium verband sich mit den Ideen von Robert Anton Wilson und Timothy Leary, mit ein klein wenig Monty Python und Douglas Adams. War es wirklich so neu? Warum nicht einmal „Neuroinformatik“ bei Google eingeben, etwas vor 15 Jahren noch völlig unvorstellbares?
Unglaubliche 139.000 Treffer. Laut Wikipedia gibt es dies also nun, als „Teilgebiet der Informatik, das sich mit der Informationsverarbeitung in neuronalen Systemen befasst.“ Ob sich meine Idee – so amateurhaft sie vielleicht formuliert ist – so weit weg davon befindet? Und ja, es „ist ein relativ junger und kleiner Teil der Informatik“ und die erste relevante Publikation wird in der Wikipedia mit 1990 nur kurz vor meiner Idee angegeben. Wann und wo dieser Begriff als solcher kreiert wurde, war in vertretbarem Zeitaufwand nicht herauszufinden.
Es scheint sich mir jedenfalls wieder die These zu bestätigen, dass etwas gedacht wird, wenn die Zeit reif dafür ist. Und zwar nicht nur an einem Punkt der Erde, sondern mehreren. Ob man dieses Phänomen mit Sheldrake’s morphogenetischen Feldern erklären möchte oder sich der Krücke „Zufall“ bedienen mag. Nur eines fand ich Zweitsemester damals schade: dass ich von meiner Professorin kein Feedback bekommen hatte.