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Neuer Arbeitsamt-Skandal – Säuberungswelle bei Bildungsträgern erreicht neue Dimension

Bei der Neuorganisation der bisherigen Projektförderung zu SGB III durch das Landesarbeitsamt Hessen Anfang 2004 zeigen sich die ersten Auswirkungen: bei allen – bereits durch M.O.V.E. gebeutelten – Bildungsträgern in Frankfurt/Main und Umgebung hagelte es Absagen. Zuschlag erhält dagegen vor allem die sowohl bei Maßnahmeträgern als auch bei Fachleuten in Verruf geratene PEBG (Personalentwicklungs- und Beteiligungsgesellschaft mbH, siehe Links).
Bereits in der Vergangenheit gab es interne Anweisungen des Arbeitsamtes, Arbeitslose für Bewerbertrainings nur noch in die Kurse dieses Anbieters zu zwingen, um damit die Konkurrenz auszuschalten. Bekannter sind die Besetzungsaktionen von PEBG-Räumlichkeiten durch Teilnehmer, welche die miserable „Qualität“ dieser Zwangsmaßnahmen zum Äußersten trieb.
Nun also dasselbe Spiel en gros. Unter dem Deckmantel der Wirtschaftlichkeit wird bei den aktuellen Ausschreibungen Qualität letztendlich kaum berücksichtigt. Dies ist sowohl bei der – Objektivität nur suggerierenden – Berechnungsformel offensichtlich als auch an der Tatsache erkennbar, dass ein Skandal-Unternehmen den Zuschlag erhält für Dumpingpreise, mit denen qualitativ hochwertige Arbeit nicht zu realisieren ist.
Der Verdacht liegt nahe, dass hier eine von höchster Ebene aus geplante Flurbereinigung stattfindet. Eine funktionierende, heterogene Bildungsträger-Landschaft soll zerschlagen werden zugunsten einiger weniger Billig-Discounter. Einer gewissen Kostenersparnis im ersten Jahr stehen die zu erwartenden schlechten Vermittlungszahlen und eine dementsprechende Kostenexplosion in den Folgejahren gegenüber. Nach dem erfolgten Kahlschlag werden wir uns in einer monopolisierten Landschaft wiederfinden, die kaum mehr aufgeforstet werden kann.
Leidtragende sind die Arbeitslosen, die entmündigten Entscheidungsträger der örtlichen Arbeitsämter, die zukünftig arbeitslosen Mitarbeiter der Bildungsträger sowie perspektivisch die Steuerzahler. Die Mitarbeiterin eines Bildungsträgers ahnt fürchterliches: „Da die Billig-Anbieter sicher nicht über genügend qualifiziertes Personal verfügen, werde ich als künftige Arbeitslose dort dann zu wesentlich schlechteren Bedingungen arbeiten müssen. Ansonsten drohen Einschränkung oder Wegfall des Leistungsbezuges. So sorgt das Arbeitsamt hinterum für niedrige Kosten. Und die Gewerkschaften werden still halten, sie haben mit der DAA selbst einen solchen Anbieter im Rennen.“
Nachdem also die Gewerkschaften über viele Jahre hinweg von den Geldern profiitiert haben, die sie selbst ihren Einrichungen zugeschasst haben, läuft nun der Filz in Richtung der Privatwirtschaft. Zerrieben werden dazwischen die freien Träger. Zudem kam jene Ausschreibung sehr plötzlich und viele freie Träger mussten innerhalb einer Woche ihre Gebote mit völlig neu zu erstellenden Konzepten abgeben, was dazu führte, dass viele aufgrund von Formfehlern abgelehnt worden sind. Dagegen ließ ein Mitarbeiter der PEBG intern verlauten, dass seine Firma bereits wesentlich früher über die Ausschreibungen informiert gewesen sei. Ach ja: die Frau des Präsidenten des Landesarbeitsamtes Hessen, Wilhelm Schickler, ehemaliges Mitglied der Hartz-Kommission und im Zuge dessen 2002/2003 mit dem Aufbau einer Repräsentanz der BA beim Bund in Berlin betraut, ist die Gründerin der PEBG.

Links:
http://www.google.de/search?q=PEBG&ie=UTF-8&oe=UTF
http://www.geizkragen.de/forum/pebg_arbeitsloserfahrungenwehren_viewtopic_16018_41.html
http://www.kei-kassel.gmxhome.de/nachr/elend3.htm
http://www.labournet.de/diskussion/arbeit/aktionen/pebg.html
http://www.frankfurt.org:8080/info/1017091244/index_html
http://www.bag-erwerbslose.de/material/info0203_2.html
http://www1.hansenet.de/~michael-lange-hamburg/teuresspielzeug.html

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