Ja, ich weiss. Viele kloppen auf der Bahn herum, da sollte ich nicht noch nachtreten. Deshalb nehm ich den RMV (Rhein-Main Verkehrsverbund) ausnahmsweise mal mit dazu.
Beide renovieren nämlich. Grundsätzlich eine tolle Sache. Bahnsteige werden höher gelegt, damit Menschen mit Handicap leichter einsteigen können. Die alten Anzeiger, die sich so gern über den Köpfen der Menschen verknoten, werden durch tolle Displays ersetzt.
Natürlich kommt jetzt ein aaaaaber.
Da gibt es zum Beispiel an der U3 die Haltestelle „Oberursel Mitte“. Komplett frisch renoviert. Stark frequentiert von Schülern nahegelegener Schulen und allen, die schnell in die Innenstadt wollen und noch schneller wieder raus. Das alte Wartehäuschen wurde abgerissen, aber hat es einen Nachfolger gefunden? Nein. Alle Wartenden dürfen seitdem etwas für ihr Immunsystem tun und sind schutzlos Regen und Wind ausgesetzt. Demnächst wird bestimmt die Haltestelle Portstraße umgebaut. Das Signal ist klar: Leute, wenn ihr trocken nach Hause wollt, benutzt bitte ein Auto.
Hinsichtlich der Displays ist der Hauptbahnhof ein tolles Beispiel. Kürzlich bekam ein Paar, das hinter mir die Rolltreppen zum Bahnsteig 103/104 herunterkam, fast einen Herzanfall. Denn es sind nicht nur die alten Fahrtanzeiger entfernt worden, sondern auch die daran befindlichen Uhren – und eine Uhrzeit sucht man an den schicken neuen Digitaldisplays vergeblich. Das Paar schaute den Bahnsteig hoch und runter, aber keine öffentliche Uhr ist mehr zu sehen. Liebe Bahn, es gibt immer noch Menschen, die keine Uhr tragen, deren Handy gerade irgendwo tief versteckt im Daypack lauert oder die schlicht und ergreifend einer öffentlichen Uhrzeit mehr vertrauen als ihrem womöglich nachgehenden Chronometer. Vor allem wenn es um so heikle Dinge wie eine möglicherweise hyperpünktliche S-Bahn geht, deren Nachfolgerin erst in einer halben Stunde die Flucht aus der Großstadt ermöglicht.
Also liebe Schildbürger: wenn schon Upgrades, dann bitte nicht um den Verlust wirklich hilfreicher Features!
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